Die Verdauung des Pferdes – Grundlage für eine gesunde Fütterung

Die richtige Fütterung des Pferdes ist die Grundlage für seine Gesundheit. Um die Zusammensetzung der Ernährung richtig zu bewerten und zu steuern, ist es wichtig die Mechanismen der Verdauung zu kennen.

Die Verdauungsprozesse werden beim Pferd vor allem von der Menge und der Zusammensetzung des aufgenommenen Futters beeinflusst. Störungen dieses Prozesses durch Magenüberladung, verkürzte Fresszeiten, zu wenig kaufähiges Raufutter und andere Faktoren können zu Fehlgärungen und Koliken führen. Daher ist die Fütterung auf die verdauungsspezifischen Besonderheiten anzupassen.

Der Verdauungsprozess läuft in vier Bereichen ab:

  • Maul- und Schlundbereich
  • Magen
  • Dünndarm
  • Dickdarm

Grundsätzlich ist auf höchste Futter- und Rohstoffqualität zu achten. Eine natürliche Pflanzenvielfalt mit Kräutern beeinflusst die Verdauung positiv, da der Appetit des Pferdes durch die Schmackhaftigkeit und dem Geruch angeregt wird. Natürlich gehaltene Pferde benötigen zur Futteraufnahme bis zu 18 Stunden täglich.

Im Maul- und Schlundbereich spielt das Einspeicheln und die Zerkleinerung des Futters eine wichtige Rolle. Raufutter wird ohnehin intensiv gekaut und eingespeichelt. Bei Kraftfutter muss auf eine heterogene Zusammensetzung geachtet werden. Eine günstige Mischung wird durch intakte Pflanzenfasern, Heuhäcksel, Samen, Trockenobst und Kornbestandteile erreicht. Durch die Möglichkeit der Selektion wird die Kaudauer verlängert und das Futter zu einem zerkleinerten und gut gleitfähigen Speisebrei.

Die vermehrte Speichelbildung hat eine diätetische Wirkung durch die im Speichel enthaltenen Muzine. Außerdem wird die Bildung des Magensaftes gefördert, die Bauchspeicheldrüse angeregt, die Sekretion von Verdauungsenzymen eingeleitet und die ph-Wertabsenkung im Magen positiv beeinflusst.

Im Magen verweilt der Speisebrei zwischen ein bis fünf Stunden. Das Fassungsvermögen des Pferdmagens beträgt ca. 12 bis 14 Liter. Der Übergang von der Speiseröhre in den Magen ist fest und hat eine schräge Einmündung. Dadurch gelangt die Nahrung nur portionsweise in den Magen. Im sauren Milieu des Magens werden unliebsame Keime abgetötet. Am effektivsten kann ein feuchter, lockerer und klumpenfreier Brei durchsäuert werden. Das wirkt auch einer Fehlgärung und daraus entstehenden Magenkoliken entgegen.

Die Faseranteile von Heu und Stroh werden nahezu unverdaut zum Dickdarm weitergeleitet. Im Dünndarm werden hingegen die schnellverdaulichen Kraftfutterbestandteile verwertet. Der Dünndarm ist ungefähr 20 Meter lang und hat ein Fassungsvermögen von zirka 64 Litern. Die Verdauung im Dünndarm benötigt ungefähr eineinhalb Stunden.

Die Verdauungsenzyme werden von der Bauchspeicheldrüse geliefert. Getreidestärke wird durch das Enzym Amylase, Proteine durch Proteasen und Fette durch Lipasen verdaut. Auch hier erleichtert gut eingespeicheltes und zerkleinertes Futter den Dünndarmenzymen die Zugänglichkeit. Die Verdauung im Dünndarm kann zusätzlich durch enzymaktive Futtermittel wie Weizen- und Maiskeime, Hefezellen, Malz oder Honig unterstützt werden.

Der Dickdarm ist 8 Meter lang mit einem Volumen von ungefähr 180 Litern. Hier werden die rohfaserhaltigen Futtermittel wie Stroh, Heu, Gras und Silage mit Hilfe von körpereigenen Mikroorganismen aufgeschlossen. Dieser Prozess dauert 33 bis 44 Stunden. Dabei liefern die Mikroorganismen dem Pferd hochverdauliche Fettsäuren zur Energiebereitstellung, Spurenelemente und Vitamin B. Damit die Mikroorganismen überleben können, wird ein Mindest-Rohfasergehalt im Futter benötigt.

Bei einer stärkebetonten, getreidelastigen Fütterung kann die Stärke im Dünndarm nicht vollständig verdaut werden und Reststärke gelangt in den Dickdarm. Das Dickdarmmilieu wird gestört und das Gleichgewicht der Mikroorganismen verschoben. Das wirkt sich folgendermaßen aus:

  • Erhöhte Gasbildung und dadurch Blähungen
  • Übersäuerung des Blinddarm und damit verbundene Verspannungen und Schleimhautreizungen
  • Stoffwechselprobleme durch die Bildung von Toxinen
  • Verringerte Resorption von Mineralsoffen und Spurenelementen sowie Vitaminen

Bei einer stark eiweißhaltigen Fütterung, zum Beispiel durch Hafer, junges Gras oder Weizenkleie kommt es zu einem Eiweißüberschuß im Dickdarm. Dieses Eiweiß muss zur Energiegewinnung herangezogen werden. Es fällt Ammoniak an, das über die Darmschleimhaut in die Blutbahn gelangt und in der Leber zu Harnstoff umgewandelt wird. Über die Nieren ausgeschieden wird es im Einstreu wieder durch lebende Mikroorganismen zu Ammoniak umgewandelt. Hier schädigt es das Hufhorn, das Lungengewebe und Leber und Niere werden belastet.

Bei Beachtung der Verdauungsvorgänge und der Unterstützung des Verdauungsapparates durch eine ausgewogene Zusammensetzung der Gesamtfutterration mit einem hohen Rauhfutteranteil kann also das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit des Pferdes ganz einfach gesteigert werden.