Pferde Polo in Europa – die Begeisterung nimmt zu!

Die Österreicher fiebern ja noch der allerersten Eispolo-EM 2013 auf der Turracher Höhe in Kärnten nach, wo sie die Silbermedaille errangen (Gold ging an Frankreich). Aber der Polo Sport in Europa bewegt keineswegs nur auf Eis – das sportliche Spiel für Techniker,  Kämpfer und Taktiker zieht immer mehr Begeisterte an sich.

Clubs schießen auch in Deutschland und der Schweiz wie die Schwammerl aus dem Boden… Polo gilt heute als eine der aktuell angesagtesten Pferdesportarten überhaupt. Wobei: Schutz und Sicherheit der Pferde stehen im Polosport immer an erster Stelle – kein Pferd darf zwei 7,5-minütige Einheiten lang – ohne Pause dazwischen – im Einsatz sein.  Profis reisen mit bis zu sechs Pferden an. Und wenn sich eine Bandage löst, wird sofort abgepfiffen, denn die Pferde sind die wichtigsten Akteure in diesem Sport. Beim harmlosen Sturz eines Reiters dagegen wird nicht unterbrochen.

Kurz gesagt, geht es bei Polo darum, den 130-Gramm-Ball mit einem Durchmesser von 7,5 Zentimetern mit dem 51 Zoll (129 cm) langen Bambusstock aus vollem Galopp ins gegnerische Tor zu befördern.

In Österreich wurde der Sport bereits im 19. Jahrhundert eingeführt – und schon damals zogen die Spieltage in Köttingbrunn ein großes Publikum aus Wien und Baden an. Das ging bis 1932 – aber erst im März 1991 wagte man in Ebreichsdorf eine Polorenaissance. Seither stehen hier über 170 Pferde in den Stallungen, fast 30 Polospieler werden von den Poloprofis betreut – das Interesse steigt rasant. 2010 hatte der Polo Weltverband Federation of International Polo (FIP) Ebreichsdorf sogar als Austragungsort der 6-8 goals FIP European Championship auserkoren.

Der Sitz der Geschäftsstelle des 1972 gegründeten Deutschen Poloverbandes ist in Hamburg, zur Zeit gehören ihm 27 Poloclubs mit rund 270 aktiven und zu Turnieren zugelassenen Mitgliedern an. Dabei haben viele deutsche Großstädte mittlerweile Polovereine und richten Turniere aus.

Auch in der Schweiz ist Pferdepolo seit langem – bereits 1898 soll in St. Moritz eine Polowiese gebaut worden sein. Auch dort verschwand der Sport und tauchte erst in den frühen 1960er-Jahren wieder auf. Seither war in der Schweiz die Polo-WM zu Gast (1995) – und auch hier wächst die Begeisterung.

Ursprünglich führten angeblich die Perser vor 2600 Jahren Polo im Norden Indiens ein, wo diese Sportart noch heute geschätzt und verehrt wird. So kamen die Briten damit in Kontakt…

Zwar spielt sich der Sport im Vergleich mit den großen Polonationen Großbritannien, dem Polo-Star Argentinien und den USA hierzulande immer noch in einer relativ kleinen Szene ab, emanzipiert sich aber zusehends aus seinem Nischendasein. Und immer mehr Polofans möchten nicht mehr nur vom Spielfeldrand die faszinierende Mischung aus Technik, Geschwindigkeit und Teamgeist erleben, sondern selber im Sattel sitzen und aktiv den Reiz des dynamischen Sports spüren. Polounterricht mit geliehenen Pferden und unter professioneller Anleitung wird salonfähig. Poloschulen etablieren sich, die Pologemeinden wachsen.

Wer als Besucher Freude am Spiel haben will, muss sich – wie bei jedem Sport – vorher die wichtigsten Spielregeln anschauen: Das Spielfeld ist riesig, die 7,32 Meter breiten Tore sind nach oben hin offen. Gespielt wird mit vier Spielern pro Mannschaft in meistens vier Spielabschnitten zu à 7,5 Minuten, nach jedem Tor wechselt die Spielrichtung. Jeder Spieler hat ein Handycap, das durch Tore und Turniererfolge den maximalen Wert von +10 erreichen kann (die besten deutschen Spieler liegen in Leistungsklassen von +4 und +5). Dabei gilt es, die oft rasante Spielentwicklung intuitiv zu erspüren – wobei die Pferde oftmals schneller reagieren als ihre Reiter. Dementsprechend wichtig sind die eigens gezüchteten Pferde, um die oft ein großes Geheimnis schwebt… Aber das wäre eine andere Geschichte.