In 4 Schritten zum RICHTIGEN GEBISS

In 4 Schritten zum RICHTIGEN GEBISS

Das Gebiss, auch als Herzstück der Kommunikation zwischen Pferd und Reiter bekannt, stellt eine der wirkungsvollsten Hilfestellungen beim Reiten dar. Weil es sich beim Maul des Pferdes um eine äußerst sensible Körperstelle handelt, ist es umso wichtiger, das Gebiss nach den individuellen Bedürfnissen von Pferd und Reiter auszuwählen. Größe, Form und Ausführung spielen dabei eine zentrale Rolle. Die folgenden vier Schritte sollen Dir eine Übersicht zur korrekten Wahl Deiner nächsten Trense liefern und helfen, auf die wichtigsten Kriterien Acht zu geben.


Schritt 1 - Die korrekte Gebissgröße

Die Gebissstärke sollte stets an die individuellen, anatomischen Bedürfnisse des Pferdemauls angepasst werden. Hierzu wird geraten, einen Pferdezahnarzt zuzuziehen oder mittels des 2-Finger-Tests herauszufinden, wie viel Platz das Pferdemaul tatsächlich bietet.

2-Finger-Test

Lege den zusammengelegten Zeige- und Mittelfinger an die Stelle ins Pferdemaul, an der das Gebiss eingelegt wird.

  • Verspürst Du den Druck auf beiden Fingern, wird eine Gebissstärke von 14-16 mm empfohlen.
  • Verspürst Du kaum Druck auf den Fingern, wird eine Gebissstärke von 16-18 mm empfohlen.

Die Wahl eines zu dicken Gebisses kann Gefahr laufen, unangenehmen Druck auf den empfindlichen Gaumen auszuüben und in Folge zu schmerzhaften Druckstellen und Verletzungen führen. Es ist keine Seltenheit, dass die falsche Stärke zu Symptomen, wie Kopfschlagen, Aufsperren des Maules und starkes Anlehnen gegen die Hand, führen.

Die Gebissweite wird je nach Trensenart gemessen und ausgewählt.

Wassertrensen

Die Wassertrense besitzt einen durchlaufenden Ring und sollte stets so verschnallt werden, dass rechts und links nicht mehr als 0,5 cm Platz zwischen Maulwinkel und Gebissring, ohne Zügelaufnahme, entsteht. Wichtig ist, auf einen frei beweglichen Ring zu achten, welcher den Maulwinkel nicht einklemmt.

Gebisse mit festen Seitenteilen (Olivenkopf-, D-Ring-, Schenkeltrensen)

Hierbei ist essentiell, die Größe eine Nummer kleiner zu wählen. Eine optimale Wirkung wird nur dann erzielt, wenn die Seitenteile möglichst dicht an den Maulwinkeln anliegen. Dadurch liegt das Gebiss ruhig im Maul und eine zusätzliche seitliche Einwirkung wird unterstützt.

Kandare und Unterlegtrense

Die Unterlegtrense sollte möglichst in der selben Form und Weite der verwendeten Standardtrense gewählt werden.
Die Kandare liegt unterhalb der Unterlegtrense, wo das Maul in der Regel schmäler verläuft. Deshalb sollte die Kandare 0,5 bis 1 cm kleiner als die Unterlegtrense gewählt werden. Wichtig ist, dass die Seitenteile der Kandare dicht an den Maulwinkeln abschließen, sie jedoch nicht einklemmen.

Die Länge der Unterzüge wird gemäß der gewünschten Druckstärke ausgewählt.

  • Normaler Unterzug (7 cm): Der Druck auf Genick und Unterkiefer ist vergleichsweise höher, der Hebelweg ist länger. Die Wirkung erfolgt im Vergleich zum kürzeren Unterzug leicht verzögert.
  • Kurzer Unterzug (5 cm): Der Druck auf Genick und Unterkiefer ist vergleichsweise geringer, der Hebelweg ist kürzer, weshalb die Wirkung schneller und direkter einsetzt und eine geübte und ruhige Reiterhand notwendig ist.

Schritt 2 - Das richtige Mundstück

Einfach gebrochenes Gebiss

Das einfach gebrochene Mundstück wirkt über die Zunge auf den Unterkiefer ein. Das Gelenk stellt sich bei angezogenem Zügel in der Mitte leicht auf, entlastet dadurch die Zungenmitte und übt den Druck vermehrt über die Zungenränder aus. Optimal für Pferde mit ausgeprägtem, höherem Gaumenbogen. Bei zu flachem Gaumenbogen kann das Platzproblem dazu führen, dass das Gelenkauge zu stark gegen den Gaumen drückt und Schmerzen verursacht. Hier ein einfach gebrochenes Gebissmodell: novocontact

Doppelt gebrochenes Gebiss

Beim doppelt gebrochenem Mittelstück erfolgt bei Zügelzug der Druck auf die Zunge breitflächiger, als beim einfach gebrochenem Mittelstück. SPRENGER bietet eine Vielfalt unterschiedlicher Modelle mit verschiedenen Highlights in der Bauweise. Hier findest du eine Auswahl doppelt gebrochener Gebissmodelle: Dynamic RS, novocontact

Stangengebiss

Bei Stangengebissen sollte vorweg erwähnt werden, dass die richtige Größenwahl von enormer Bedeutung ist. Zu große Gebisse verkanten bei einseitiger Zügelhilfe schnell, was sich auf das Pferd äußerst unangenehm auswirken kann.

Eine erfahrene und feinfühlige Reiterhand ist Voraussetzung für den Einsatz der Stange, denn einseitige Zügelhilfen und das Erarbeiten von Stellung und Biegung sind nur schwer oder gar nicht möglich. Das Pferd sollte über den Sitz bzw. über Schenkel- und Gewichtshilfen gut pariert werden können. Verschaffe Dir hier einen Einblick zum CM Stangengebisses (16 mm) mit SENSOGAN-Legierung


Schritt 3 - Die richtigen Seitenteile

Die Wassertrense mit durchlaufenden Ringen wirkt ausschließlich auf Zug. Der Druck wird hierbei über die Zunge auf den Unterkiefer weitergeleitet und eventueller Druck auf das Genick entsteht über das Reithalfter. Die beweglichen Ringe gleichen eine unruhige, unerfahrene Reiterhand besser aus. Zu starke Zügeleinwirkung kann ebenfalls durch ein Anspannen der Zunge ausgeglichen werden. Ideal für jedes Pferd in jedem Ausbildungsstand, auch für junge Pferde und Reitanfänger geeignet.

Trensen mit festem Ring (Olivenkopf-, D-Ring- oder Schenkeltrensen) wirken wie auch die Wassertrense, auf Zug über die Zunge auf den Unterkiefer. Die Zügelhilfen werden jedoch direkt übertragen und unruhige Bewegungen der Reiterhand nicht abgefedert. Der starre übergang zwischen Mundstück und Ring birgt außerdem den Vorteil, dass das Mundstück besonders ruhig im Pferdemaul liegt und die Maulwinkel geschont werden. Seitliche Anlehnung durch stabile Auflageflächen unterstützen das Reiten von Wendungen und die Begrenzung über den Außenzügel. Ideal für Pferde mit empfindlichen Maulwinkeln, für Pferde, die dazu neigen über die Schulter auszubrechen und Pferde, mit einem unruhigen, spielenden Maul.

Zu den Gebissen mit zusätzlicher Einwirkung auf das Genick zählen die Multi Ring Gebisse und die 3-Ring Gebisse.

  • Beim Multi Ring Gebiss verteilt sich der Druck bei Zügelanzug zunächst über die Zunge auf den Unterkiefer und in weiterer Folge auf das Genick. Bewirkt das Herabsenken des Kopfes. Für mehr Kontrolle von Pferden, die stark werden und sich nach oben entziehen.
  • Bei der 3-Ring Trense ist der Effekt durch die Hebelwirkung der längeren Seitenteile noch deutlicher. Voraussetzung für die Verwendung eines 3-Ring Gebisses ist eine geübte und gefühlvolle Reiterhand.

Pelham, Kandare oder Springkandare - bei ihnen allen handelt es sich um Gebisse, welche auf drei verschiedene Punkte am Pferdekopf einwirken: Erstens über die Zunge auf den Unterkiefer, zweitens durch die Hebelwirkung der seitlichen Anzüge auf das Genick und drittens über die Kinnkette auf den Unterkiefer. Eine korrekte Grundausbildung und Rittigkeit der Pferde, sowie eine feinfühlige und erfahrene Reiterhand sollten Voraussetzung für den Gebrauch solcher Gebisse sein.


Schritt 4 - Das richtige Gebissmaterial

Robustheit und Langlebigkeit sollte stets ein Qualitätskriterium einer hochwertigen Trense sein. Unterschiedliche Legierungen und Gebissmaterialien weisen unterschiedliche Qualitätsstandards auf. Im Überblick die gängigsten Gebissmaterialien der SPRENGER Gebisse:

Sensogan - Eine Legierung aus Kupfer, Mangan und Zink.

Aurigan - Eine Legierung aus Kupfer, Silizium und Zink.

Beide Legierungen regen den Speichelfluss und die Kautätigkeit des Pferdes an. Der Unterschied liegt im geringeren Kupferanteil der Sensogan Legierung gegenüber der Aurigan Legierung, wodurch das Material pflegeleichter ist und länger seine glänzende Oberfläche beibehält.

Edelstahl - Eine Legierung aus Eisen, Chrom und Nickel. Sie ist besonders fest, geschmacksneutral und hat keine kaufördernden Eigenschaften.

Herkömmliche Kupferlegierung - Legierung aus Kupfer und Aluminium. Sie weist eine besonders hohe Festigkeit auf und fördert aufgrund eines ausbleibenden Oxidationsprozesses keinerlei die Kautätigkeit.

Kunststoff- & Gummigebisse - Sie sind im Vergleich zu Metallgebissen deutlich weicher. Gummigebisse sollten vorwiegend nur bei Pferden verwendet werden, die genügend Speichel produzieren, ansonsten kann der Gummi (Radiergummieffekt) das empfindliche Pferdemaul wundscheuern.

  • Alle Duo-Gebisse (flexibler, weißer Kunststoff) von SPRENGER sind lebensmittelecht, lösemittelfrei und enthalten keine Weichmacher.
  • Alle SPRENGER Duo- und Gummigebisse sind zur Erhöhung der Sicherheit mit einer Stahlseele ausgestattet, sodass sie nicht durchgebissen werden können.

Neben dem Aufbau der Trense ist es außerdem wichtig, auf eine korrekte Verschnallung des Zaumzeugs zu achten, eine gefühlvolle Reiterhand einzusetzen und stets auf ein gesundes sowie korrekt trainiertes Pferd zu achten.

Quelle: Sprenger