Mein Pferd hat Durchfall – eine Allergie?

Eines Morgens war der Kot plötzlich breiig, dünnflüssig, wässerig und roch gar nicht gut. Und er kam viel zu oft, Blut war keines dran. Zur Begrüßung gab es nur ein müdes Schnauben – Kassandra war offensichtlich völlig fertig, stand da, schabte an der Kojenwand herum, knabberte an der eigenen Haut und ließ Kopf, Ohren und Schweif hängen. – Alarmstufe rot!

Der Tierarzt kam, untersuchte erst einmal den Kot und fragte dann natürlich nach, was das Pferd aktuell gespeist hatte: Natürlich Heu-Silage, trockenes Heu und Stroh, wie immer im Winter. Dazu ein wenig Hafer und sonst nichts. Keine Leckerlis in den letzten Tagen. Das Futter war selbstverständlich einwandfrei gelagert und nicht sichtbar verunreinigt… Und natürlich hatte sie keinen Zugang zu Kochsalz oder anderen für sie giftigen Stoffen. Stress hatte Kassandra in den letzten Tagen auch keinen – ein Rätsel?

Interessiert schaute sich der Arzt die Körperstellen an, wo Kassandra schabte und biss – ein paar Pusteln waren da zu sehen, sonst nichts. Erhöhte Temperatur hatte sie auch keine. Also packte er etwas von ihrem Futter und Kot ein, um alles auf Pilze, Parasiten und Bakterien hin zu untersuchen, wie er sagte, nahm Blut ab und meldete sich schon nach einem Tag wieder:

Keine Würmer, keine Krankheit – aber, so meinte er, aus irgendeinem Grund nehmen in letzter Zeit Futtermittelallergie oder -unverträglichkeiten zu. „Es wird angenommen“, meinte er, „dass hauptsächlich Proteine im Futter die Symptome auslösen. Wobei nicht bekannt ist, ob eine Rasse, ein Geschlecht oder ein bestimmtes Alter vermehrt anfällig ist.“ Leider wisse man nicht, warum so eine Allergie urplötzlich auftreten würde und sei außerdem total schwer nachzuweisen.

Die einzige wirkliche Chance sei es, erst einmal eine Diätnahrung zu geben und zu schauen, was sich bessere. Wenn Kassandras Durchfall aufhöre, müsse man das Futter weiter austesten – also eine so genannte Eliminationsdiät durchführen – bis wir herausfänden, wogegen sie reagiert. Außerdem sollten wir darauf achten, dass der Mineral-und Elektolytehaushalt immer wieder „aufgefüllt“ wird, das ist bei Durchfall sehr wichtig.

Langer Rede, kurzer Sinn – Kassandra wurde schnell wieder gesund. Als überaus interessant stellte sich jedoch die Analyse der Silage heraus: Durch die Fermentation hatten sich Histamin aber auch Spuren von Cadaverin gebildet. Außerdem wurden Abfall- und Stoffwechselprodukte von Milben gefunden. Wir wechselten den Produzenten, Silage fraß Kassandra aber auch danach nie wieder gern.

Sehr froh sind wir aber auch jetzt noch, dass der Durchfall und das Kotwasser, kein Hinweis auf eine Autoimmunreaktionen war, bei der es sich um eine Entgleisung des Immunsystems handelt, wobei Antikörper gegen das eigene Körpereiweiß gebildet werden. Denn obwohl alle Arten von Allergien auch bei Pferden angeblich zunehmen, weiß man immer noch nicht, was man wirksam dagegen tun kann!