Leckerlis - gute oder schlechte Idee?

Leckerlis - gute oder schlechte Idee?

Leckerlis für Pferde, also eine Belohnung, wenn das Tier etwas richtig gemacht hat, sind sehr umstritten. Die einen schwören darauf, andere sind dagegen. Eine einfache Antwort auf dieses komplexe Thema - auch, welche Leckerlis gefüttert werden sollten, wird oftmals heiß diskutiert - gibt es nicht.

Großer Markt

Tatsache ist, dass der Markt für Pferdeleckerlis schon jetzt sehr groß ist und noch weiter wächst. Es gibt eine unermessliche Auswahl an verschiedenen Produkten von den unterschiedlichsten Herstellern. Dazu kommen noch die vielen “natürlichen” Belohnungen, darunter sind zeitlose Klassiker wie bspw. Karotten. Es stellt sich die Frage, ob diese Produkte wirklich sinnvoll sind bzw. welche Vor- und Nachteile die verschiedenen Arten von Leckerlis haben.

Zucker: schlecht für die Pferdezähne?

Viele Kinder denken bei Leckerlis für Pferde an Zuckerwürfel - das ist nur logisch, denn oftmals haben Sie Ihren Eltern dabei zugesehen, wie diese Zuckerwürfel an Pferde gefüttert haben oder sie wurden von ihren Eltern dazu aufgefordert, Pferden Zuckerwürfel als Leckerli zu geben. Dass das nicht unbedingt gut für die Pferde ist, wissen die meisten Laien, also Personen, die nur sehr selten mit Pferden zu tun haben, nicht.

Dabei geht es jedoch nicht um Karies - was die erste Assoziation ist, wenn es um Zucker und Zähne geht. Karies spielt bei Pferden nur eine untergeordnete Rolle, weil ihre Zähne immer weiter wachsen. Das Problem ist eher, dass Zucker die Zahnsteinbildung begünstigt. Die Zahnsteinentfernung bei Pferden ist nun aber nicht nur aufwändig, sondern auch sehr unangenehm für die Pferde. Wenn Sie Ihrem Pferd Leckerlis geben, dann sollten Sie darauf achten, dass diese melassefrei sind.

Was ist bei industriell hergestellten Produkten zu beachten?

Wie bereits erwähnt, gibt es heute eine unüberschaubare Zahl an Leckerli-Produkten für Pferde. Aber nur, weil es eine große Auswahl gibt, heißt das nicht, dass alle Produkte auch sehr gut geeignet sind. Hier sind die wichtigsten Dinge, die Sie beim Kauf von Leckerlis im Hinterkopf behalten sollten:

  • Energie: Leckerlis sollen als Belohnung dienen. Damit ein Pferd sie aber auch so empfindet, muss ein Leckerli einen bestimmten Effekt haben und dieser heißt Energie. Leckerlis enthalten meist viele Kohlenhydrate bzw. manchmal auch viel Zucker. Füttern Sie nicht zu viel und behandeln Sie Leckerlis als das, was Sie sein sollen: eine Belohnung, die in Ausnahmefällen gefüttert wird.
  • Zusätze: Viele Produkte, die speziell für Pferde hergestellt werden, enthalten zugesetzte Stoffe. Dabei geht es gar nicht um Farb- oder Konservierungsstoffe, sondern bspw. um Mineralstoffe. Die Produzenten meinen es gut und reichern ihre Produkte mit allen möglichen für das Pferd wichtigen Dingen an. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Leider vergessen viele PferdebesitzerInnen aber darauf, wenn Sie Leckerlis füttern. Sollten Sie Ihrem Pferd also Mineralstoffe und Co. als Zusatzfutter verabreichen, sollten Sie die Menge dementsprechend verringern, wenn Sie Leckerlis füttern, die mit denselben Stoffen angereichert sind. (Optimalerweise sollten Sie natürlich auch auf Leckerlis verzichten, die künstliche Farb- und Konservierungsstoffe enthalten.)
  • Haltbarkeit und Transport: Da es sich bei Leckerlis um Futter handelt, ist es nicht unendlich haltbar. Denken Sie auch an diesen Punkt, wenn Sie Leckerlis für Ihr Pferd besorgen. Am besten sind solche, die länger haltbar und problemlos zu transportieren sind. Diese beiden Punkte erfüllt etwa getrocknetes Obst.

Natürliche Belohnungen

Neben einer großen Auswahl an Leckerlis von unterschiedlichsten Produzenten, gibt es auch natürliche Belohnungen wie Gemüse oder Obst. Der Vorteil bei dieser Art von Leckerlis ist, dass sie viele Vitamine und Mineralstoffe enthalten, also sehr gesund sind. Hier können Sie praktisch nichts falsch machen und Ihrem Pferd also problemlos Obst und Gemüse als Leckerli geben.

Brot als Leckerli?

Sie können Brot als Leckerlie an Pferde füttern. Sie müssen dabei dann aber darauf achten, dass das Brot wirklich trocken ist und dürfen dem Pferd immer nur kleine Mengen geben. Der Grund dafür ist der enorm hohe Energiegehalt von Brot.

Futterlob - ein heiß diskutiertes Thema

Kommen wir nun zu dem Thema, bei dem die Meinungen auseinandergehen, dem Futterlob. Die einen schwören darauf, weil sie meinen, dass es das Lernen bei Pferden beschleunigt und die Pferde zum Lernen animiert. Die anderen führen dagegen an, dass man sein Pferd so zum Betteln erzieht, es frech wird und das Tier irgendwann nur mehr motiviert ist, wenn es auch Belohnungen bekommt. Ob es nun besser mit oder ohne Leckerlis geht, können wir in diesem Artikel nicht entscheiden. Wir können Ihnen aber ein paar Tipps geben, mit denen Sie trotz der Gabe von Leckerlis einem schlechten Verhalten vorbeugen können:

  1. Nutzen Sie die klassische Konditionierung zu Ihren Gunsten. Dieses Prinzip entdeckte der russische Mediziner Iwan Pawlow. Immer, wenn er Hunden etwas zu fressen gab, läutete er eine Glocke. Mit der Zeit haben die Hunde den Ton der Glocke so stark mit Fressen verbunden, dass nur durch den Klang der Glocke der Speichelfluss angeregt wurde - was sonst nur durch das Fressen selbst passierte. Sie können dasselbe Prinzip bei Ihrem Pferd einsetzen. Keine Sorge, eine Glocke brauchen Sie dafür nicht. Nutzen Sie stattdessen einfach einen Belohnungstonfall, also eine bestimmte Stimmlage, vielleicht in Kombination mit einem bestimmten Satz oder Wort, dass Sie nur nutzen, wenn Ihr Pferd eine Belohnung verdient hat. Wichtig ist, dass Sie den Tonfall und die Belohnung direkt nach erwünschtem Verhalten geben, sonst kann das Pferd keine Verbindung zwischen dem Verhalten und der Belohnung bzw. dem Tonfall herstellen.
  2. Freche oder unverschämte Pferde sollten niemals ein Leckerli bekommen. Auch hier gilt wieder das Prinzip der Konditionierung. Erhält ein Pferd oft ein Leckerli, weil es frech ist, glaubt es mit der Zeit, dass es für dieses Verhalten - das eigentlich schlecht ist - belohnt wird und wird es immer öfter zeigen.
  3. Geben Sie Leckerlis immer mit dem ausgestreckten Arm, also nicht in der Nähe der Tasche, in der sich die Leckerlis befinden. Sonst wird es früher oder später dazu kommen, dass Ihr Pferd plötzlich in Ihrer Tasche “wühlt”.
  4. Ziehen Sie die Verwendung eine Clickers in Betracht, wenn Sie sich keinen Belohnungstonfall angewöhnen möchten. Das Prinzip ist dasselbe und es funktioniert gleich gut.

Wann Sie Futterlob unbedingt einsetzen sollten

Viele Menschen lehnen Futterlob bei Pferden strikt ab. Dennoch gibt es Situationen, in denen diese Methode eingesetzt werden sollte:

  • Manche Pferde haben Probleme mit dem Lernen und brauchen einfach länger. Ist das der Fall, können Sie dieses Pferd mit Futterlob unterstützen und so das Lernen fördern.
  • Auch bei herausragenden Leistungen ist ein Leckerli als besondere Anerkennung gut, denn dann wissen die Pferde, dass Sie etwas sehr gut gemacht haben.
  • Zu guter Letzt bietet sich Futterlob auch bei nervösen oder gestressten Pferden an. Pferde sind Fluchttiere, jedoch wird der Fluchtmodus deaktiviert, wenn ein Pferd kaut. Sie können dem Tier also ein Leckerli geben und durch das Kauen wird der Fluchtmodus deaktiviert und das Pferd wechselt stattdessen in den Verdauungsmodus.